Einer der weltweit besten Plätze um Buckelwale (Megaptera novaeangliae) zu sehen ins zweifelsohne der Meeresarm zwischen der Insel St. Marie und dem Festland von Madagaskar. Hier ist einer der Brutgründe, wo sich zwischen Juli und September an die 3.000 Individuen tummeln und die Weibchen ihre Jungen zur Welt bringen.
Nachdem man hier mit dem Segelboot offiziell in Madagaskar einreisen kann, war das natürlich unser erster Stopp. Die Insel lebt hauptsächlich vom Wal-Tourismus, was man an den Restaurants, Touristenständen mit Souvenirs und auch im Supermarkt an den angebotenen Lebensmittel merkt. Der Gemüse und Früchtemarkt lässt auch keine Wünsche offen und wir waren begeistert von der Qualität der Waren. Wer sich traut kann hier auch Frischfleisch ergattern, von der Haut bis zu den Innereien und dem Kopf kann man alles käuflich erwerben.
Wir haben uns gleich mal mit Sophie von „Cetamada“ getroffen. Das ist eine Organisation, die sich mit Walschutz, Walforschung, Ökotourismus und der Aufklärung und Einbindung der Bevölkerung beschäftigt. Sie organisieren zum Bsp. wöchentliche Trips für einheimische Kinder, um das Meer und dessen Bewohner näher kennen zu lernen. Finanziert werden sie hauptsächlich durch Spenden von Hotels und Restaurants auf St. Marie sowie von Touristen (www.cetamada.org – nur in Französisch).
Wir nutzten die Zeit um einige Male auf Walsuche zu gehen und wurden eigentlich immer fündig. Einmal hatten wir besonders Glück und gerieten mitten in eine Gruppe die sich stundenlang um uns vergnügte. Schon von weitem konnten wir die großen Brustflossen oder Flipper erkennen, mit denen sie immer wieder auf die Oberfläche schlugen, genannt flipper-slapping. Dafür drehen sie sich auf die Seite und halten einen oder gar beide Flossen nach oben. Der Gattungsname Megaptera oder „Riesenflügler“ kommt nicht von ungefähr - diese sind ein drittel so lang wie der Wal selbst und äußerst imposant. Immer wieder sahen wir beim „lobtailing“ auch die gesamte Schwanzflosse aus dem Wasser winken. Die Unterseite der Schwanzflosse wird zur Bestimmung der einzelnen Individuen verwendet (Photo-ID). Das Schwarz-Weiß Muster ist wie ein Fingerabdruck und bei jedem Wal anders. Auch „spyhopping“ konnten wir beobachten. Dabei heben die Tiere den Kopf aus dem Wasser, wohl um sich ein Bild ihrer Umgebung über Wasser machen zu können.
Das Beeindruckendste aber ist das sogenannte „breaching“, wo der gesamte Wal aus dem Wasser schießt um dann wieder mit einem lauten Platsch in einer Wasserfontäne zu verschwinden. Warum genau sie das machen kann man nur vermuten. Um Parasiten los zu werden oder einfach nur zum Spaß. Wir tippen auf letzteres und waren total fasziniert von ihren Sprüngen.
Zurück am Ankerplatz fielen uns in der Nacht in unser Kabine plötzlich seltsame Unterwassergeräusche auf. Also gleich unser Hydrophon aktiviert und es war uns klar: sie singen! Die Männchen sind für ihre Darbietungen an den Brutgründen berühmt. Es sind die längsten und komplexesten Gesänge im Tierreich und man ist sich immer noch nicht einig, warum sie das tun. Es gibt mittlerweile zwei Theorien: Zum einen, um Weibchen zu imponieren und anzulocken und zum anderen, um eine Idee von ihrer Umgebung unter Wasser zu bekommen bzw. zu wissen wo sich andere Individuen aufhalten. Buckelwale einer bestimmten geografischen Region singen das gleiche Lied. Die Gesänge ändern sich allerdings im Laufe der Zeit. Das eigenartigste ist aber, dass keiner weiß, wie sie diese Töne überhaupt erzeugen. Sie besitzen keine Stimmbänder wie wir und die einzige Theorie ist, dass die Töne irgendwie in den Hohlräumen des Kopfes entstehen.
Eine wirklich spektakuläre Begegnung hatten wir an unserem letzten Tag in St. Marie. Von weitem konnten wir einen Wald von Blas (das Ausatmen bei Walen nennt man Blas) erkennen, die in schnellem Tempo immer näher kamen. Es handelte sich um 10-12 Buckelwale, die dicht nebeneinander - sich ständig berührend - im schnellen Tempo Richtung Süden schwammen. Wie eine gewaltige, rauschende Welle kamen sie auf uns zu um dicht vor unserem Boot vorbei zu gleiten und im Eiltempo weiter zu ziehen. Wir vermuten die Gruppe machte sich bereits auf den Weg in die Fressgründe der antarktischen Gewässer. Dieses Bild werden wir noch lange in Erinnerung behalten.