Die Bucht vor Puerto Villamil auf Isabela begrüßt uns mit ruhigem, türkisblauem Wasser. Hier kommen Ausflugsboote nur auf Kurzbesuch und auch sonst gibt es am Ankerplatz im Gegensatz zu San Cristobal und Santa Cruz viele aussergewöhnliche Tiere zu beobachten.
Isabela ist mit Abstand die größte Insel im Galapagos Archipel mit einer Fläche von 4.588 km² und einer Länge von 120 km und wuchs aus insgesamt sechs Vulkanen zusammen. Interessant sind vor allem die vielen Salz- und Brackwassertümpel und Marsche an der Westseite des Ortes, in denen sich sehr viele Wasservögel tummeln. Hier gibt es einen gut ausgebauten Weg, der durch diese Lagunen bis zur Schildkröten Zuchtstation führt.
Wir lassen uns viel Zeit und finden zu unserem großen Erstaunen viele Kuba- oder Rote-Flamingos (Phoenicopterus ruber) vor, die sich von den kleinen Krebsen und anderem Plankton aus den Tümpeln ernähren. Von diesem Plankton kommt auch das rosa bis orange-rot gefärbte Gefieder. Der Flamingo-Organismus kann Carotinoide, die sich vor allem in den planktonischen Algen finden, mit Hilfe von Enzymen in der Leber umwandeln. Dabei entstehen mehrere Pigmente, zum Hauptteil Canthaxanthin, das in Haut und Federn ausgewachsener Flamingos eingelagert wird. Wir beobachten sie beim Fressen, wo sie mit ihrem hochspezialisierten, nach unten geknickten Schnabel (Seihschnabel) und dem Zungenapparat einen Filter bilden, um das Plankton aus dem Wasser zu sieben. Die Schnabelränder sind mit feinen Lamellen besetzt, die eine ähnliche Funktion wie die Barten bei den Bartenwalen erfüllen. Ruhen sie sich aus, stehen sie auf einem Bein im Wasser und haben den Kopf unter die Flügel gesteckt. Weiters sehen wir viele Galapagos-Bahamas-Enten (Anas bahamensis galapagensis) die hier endemisch sind, sowie das Gemeine Moorhuhn (Gallinula chloropus) und die lustig aussehenden Schwarznacken-Stelzenläufer (Himantopus mexicanus) mit ihren langen roten, stelzenartigen Beinen. Auch einige Glattschnabelani (Crotophaga ani) können wir beobachten. Diese gehören zur Familie der Kuckucke und sind gut erkennbar durch ihren übergroßen, seitlich gepresst wirkenden Schnabel. Diese Vögel gehören allerdings zu den eingeschleppten Arten und deshalb wird das Verbreitungsgebiet vom Galapagos National Park überwacht.
Das Schildkröten Zentrum ist gut beschildert und im Ausstellungsraum lernen wir viele Fakten über die Landschildkröten auf Galapagos. Eine unüberwindliche Barriere für die meisten Lebewesen bilden die kahlen Lavafelder und so hat die Evolution allein auf Isabela fünf Unterarten der Galápagos-Schildkröte (Chelonoidis sp.) hervorgebracht. Deren Verbreitungsgebiete sind auf jeweils einen der Schildvulkane mit ihrer Feucht-Vegetation beschränkt, wodurch die Arten alle einen kuppelförmigen Panzer besitzen. Vor allem wilde Ziegen wurden diesen Population zum Verhängnis und dezimierten sie stark, da die Ziegen das Futter wegfressen und für Bodenerosion sorgen. Zwischen 2003 und 2006 wurden in einer weltweit einmaligen und teuren Aktion (40 Millionen US-Dollar) alle Ziegen auf Nord-Isabela getötet. Somit wurde den Riesenschildkröten das Überleben gesichert und jetzt werden jedes Jahr viele junge Exemplare zurück in die Natur entlassen.
Natürlich tummeln sich auch Meeresechsen (Amblyrhynchus crsitatus albermarlensis) hier, die die größte Unterart der Meeresechsen stellen, und bis zu einer Länge von 1,3 m wachsen können. Direkt am Pier kann man sie zu Hauf während der Mittagssonne im Schatten der Mangroven rasten sehen. In der Laguna de Perla, wo man schnorcheln darf, schwimmen sie manchmal herum und sind auf Nahrungssuche.
Dort kann man auch Fische, Seesterne und mit viel Glück sogar einen Pinguin sehen. Auf Isabela befindet sich nämlich mit den Galápagos-Pinguinen (Sphensicus mendiculus) das nördlichste natürliche Vorkommen von Pinguinen und das einzige auf der Nordhalbkugel. Sie sind sehr kleine, nur bis zu 35 cm große Pinguine, wir können sie einige Male direkt in der Ankerbucht beim Jagen beobachten. Der kühle Cromwell oder Äquatorunterstrom, der aus der Tiefsee kommt, sorgt für kühle Wassertemperaturen westlich von Isabela und Fernandina. Damit kommen auch viele Schwarmfische, die als Futter für die Pinguine dienen. Schlimm ist es, wenn durch einen El Nino dieser Strom versagt oder anders fliesst und somit kein Futter bringt. Diese Jahre dezimieren die Pinguine sehr stark und auch heuer sind aufgrund der erhöhten Wassertemperaturen viel weniger Pinguine um Puerto Villamil als in anderen Jahren. So können wir von Glück sprechen, wenn wir sie einige Male beobachten können.
Ein highlight unseres Besuches auf Isabela war der Tagesausflug zu den Los Tuneles. Es handelt sich um Lavatunnel, -brücken und -höhlen unter Wasser, zwischen denen man umherschwimmen kann. In den Höhlen findet man jede Menge Weißspitzen-Riffhaie (Triaenodon obesus) die tagsüber dort ruhen. Dazwischen sind extrem viele Galapagos-Suppenschildkröten (Chelonia mydas agassisi), die die Algen vom Boden fressen, wobei es sich zum Großteil um eine eingeschleppte Caulerpa-Art handelt. Zwischen den Mangroven finden wir dann tatsächlich auch ein Seepferdchen. Es ist mit 10-15 cm relativ groß, gelb-grün-braun gefärbt und sehr gut getarnt, wenn es zwischen den Mangrovenwurzeln sitzt. Unser Guide weiß aber, wo sie sich oft aufhalten und findet eines für uns.
Beim Landausflug haben wir das große Glück Blaufußtöpel (Sula nebouxii excisa) bei ihrem Paarungsverhalten beobachten zu können. Das Männchen zeigt bei der Landung als erstes seinen schönen blauen Füße. Dann stolziert es vor dem Weibchen auf und ab und hebt dabei seine Füße nach oben, um kurz darauf den Kopf zu senken und die beiden Flügel nach oben zu strecken. Dabei lässt er einen pfeifenden Ton hören, dem das Weibchen mit einem stöhnenden dunklen Ton antwortet. Das ganze Ritual können wir aus nur wenigen Metern Entfernung mehrmals beobachten. Es ist faszinierend, wie nahe man an alle Tiere hier herankommen kann, ohne sie aufzuschrecken. Wir besuchen dann noch einen Felsen, auf dem die endemischen Nazca-Tölpel (Sula granti) sitzen, die eine wunderschön gezeichnetes Federkleid besitzen.
Bei der Fahrt zum Schnorchelplatz sehen wir auch unsere ersten großen Pazifischen Mantas (Manta birostris), die im Gegensatz zu den Riffmantas (Manta alfredi) eine Spannweite von über 7 m erreichen können. Sie fressen hier im nährstoffreichen und somit grünlichen Wasser, was das fotografieren etwas erschwert. Die Spannweite der gesehenen Exemplare beträgt geschätze 4 m. Am nächsten Tag schwimmt dann einer sogar durch unseren Ankerplatz und Tom gelingen einige Videoaufnahmen unterwasser von diesen Giganten der Meere.
Für einen Tag borgen wir uns Räder aus, um den Weg zur Wall of Tears - Muro de las Lagrimas - zu erkunden. Diese Steinmauer wurde von einer Gefangenenkolonie, die hier in den Jahren 1946 bis 1959 existiert hat, in harter Arbeit gebaut. Viele sind gestorben aufgrund der harten Lebensbedingungen auf diesen Inseln zu der Zeit. Von dort gelangt man zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man ganz Süd-Isabela sehen kann. Auf dem Weg beobachten wir einige Kaktus-Grundfinken (Geospiza scandens) die sich an den Blüten der Kakteen laben. Außerdem sehen wir ein Pärchen beim Balzen, indem sie aufgeregt mit lautem Getöse voreinander auf und ab fliegen. Wir entdecken auch einige wild lebende Galapagos-Riesenschildkröten (Chelonoides nigra vicina) auf unserem Weg, welche schon fast ausgerottet waren, aber deren Population nun wieder erfolgreich auf eine Größe von ca. 1200 angewachsen ist.
Ein Ausflug zur Caldera des Vulkans Sierra Negra ist auch zu empfehlen. Die Caldera ist 10 x 9 km groß und gleicht einer Wüste mit verschieden farbigen Gesteinen. Der letzte Ausbruch fand 2005 statt und die Lava floss entlang des östlichen und südlichen Teiles der Caldera, wo sie gut zu sehen ist. Man hat eine herrliche Aussicht über das Galapagos Archipel und gegen Norden zum Vulkan Alcedo.
Unsere 2 Monate in Galapagos sind nun fast um und wir müssen noch einmal zurück nach Puerto Ayora, weil man auf Isabela nicht ausklarieren kann. Außerdem wollen wir dort am großen Samstagsmarkt unsere Obst und Gemüse Vorräte aufstocken, damit wir mit vielen Vitaminen auf die große Reise Richtung Süden aufbrechen. Wir können einen Ausflug nach Galapagos auf jeden Fall empfehlen. Nirgendwo sonst auf unserem Planeten findet man heute noch so viele besondere und dem Menschen gegenüber nicht scheuen Tiere auf kleinstem Raum vor. Hoffentlich bleibt das noch lange so!